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von Manuel Glüheisen


Da steht er
Alle blicken zu ihm auf
Die Erwartungen sind groß
Sie wollen überzeugt werden

Sie wollen einer seiner bedingungslosen Anhänger werden
Er soll sie beeinflussen
Er soll eine führende Macht darstellen
Und er weiß es – er nutzt es schamlos aus

Jetzt richtet er sich zu seinem Publikum
Er beginnt zu reden – dem Volk zur Schnauze
Seine wirklichen Absichten stellen den Untergang für jeden Einzelnen dar
Sein Wille und seine Forderungen verlangen Aufgeben von Menschlichkeit, Moral und Ethik.

Und sie machen es
Sie laufen wie blinde Schafe hinterher
Sie wollen alles für ihn tun
Sie schwören für ihn zu sterben – und viele tun es auch

Aber alles was ihn betrifft wollten sie im Nachhinein nicht
Sie waren dagegen – wurden gezwungen, sagen sie
Er war ein einzelner – sie waren viele
Er hat befohlen – sie haben gehorcht

Sie hätten es auch lassen können, denn der Einzelne hätte nicht alle drohen können
Sie wollten es? Sie wollten es!
Sie standen hinter ihm, sie führten seine Befehle aus, sie haben alles für ihn getan.
Sie wollten das Werkzeug sein
Und da war auch noch dieser eine
Er steht mit anderen kollegial und stolz hinter ihm, um ihn zu beschützen
Damit ihm nichts geschieht – damit er weiter morden kann, damit er sie weiter ins Unglück treiben kann
Damit sie sich später beschweren können und sich dumm rausreden können

Dieser eine stand oft hinter ihm.
Dieser eine gehörte nicht zu ihm, sondern dieser eine war von der anderen Seite.
Dieser eine war aber auch ein Einzelner, wie er – der „Führer“
Dieser eine hat nichts getan – hat uns alle verraten – hat uns alle im Stich gelassen

Sie waren aber in der selben Position wie dieser eine
Nur eine vernünftige Entscheidung – nur ein bisschen Mut – ein bisschen Selbstvertrauen – ein bisschen Nachdenken
Aber er hat nichts getan
Er – Der Mann hinter Hitler


Anmerkung des Autors


Die erste Frage eines unerfahrenen Menschens, der die Epoche Hitler kennen lernt ist „Warum hat niemand etwas dagegen getan?“. Die Antwort auf diese Frage ist meiner Meinung nach, dass das Volk dies auch wollte, sonst hätten sie etwas getan. Er war ein Einzelner, der sich auf das Volk verlassen musste, damit die Ideologie durchgesetzt wird. Und jeder einzelne hätte etwas dagegen tun können. Genau, wie der hier beschriebene „Mann hinter Hitler“. Auf diese Idee kam ich durch ein Schulvideo in Geschichte zum Thema. Während einer Hitlerrede fiel mir eine Leibwache direkt hinter Hitler auf und dachte mir, hätte dieser mit einem Messer zugestochen, wäre der Alptraum früher zu ende gewesen. Es hing von jedem einzelnen ab. Ich denke, dass wir aufpassen müssen, das so etwas uns nicht – egal in welcher Situation – geschieht, denn dafür sind wir offenbar anfällig.